Es gibt nur wenige Orte, an denen sich Mythos und Magie des Erzgebirges so sehr bündeln wie auf der mittelalterlichen Burg Scharfenstein – gebaut um 1250 bei der Kolonisierung des Erzgebirges, nachdem man dort Silbererze entdeckt hatte. Die erste Krise des Bergbaus, um 1650, überlebten die Erzgebirgler, indem sie in Heimarbeit Holzfiguren herstellten, woraus eine
weitere erzgebirgische Tradition wuchs, dokumentiert im Weihnachts- und Spielzeugmuseum. Derselben Lebenswelt aus Armut und Überlebenswillen entstammt auch der Wildschütz Karl Stülpner, der 1762 zu Füßen von Burg Scharfenstein geboren wurde und – in den Köpfen der Erzgebirgler – bis heute weiterlebt...
Frühe Burggeschichte
Die Burg Scharfenstein wurde um 1250 gebaut – im Zuge der Besiedelung des Erzgebirges, das bis dato von einem dichten Urwald (Miriquidi – Dunkelwald genannt) überzogen war. Als man zudem Silbererze entdeckte, wuchs der Zustrom von Siedlern rasch an. Ein System von Burgen diente dem Schutz der Transportwege der aus den Erzen hergestellten Münzen, der Bergwerke sowie der Dörfer. Die Burgen Wildeck (in Zschopau), Scharfenstein und Wolkenstein gehen auf das Geschlecht der Waldenburger zurück, die bei der Kolonisierung besonders
aktiv gewesen sind. Alle diese Wehrburgen waren bescheiden – damals war die Burg Scharfenstein kaum mehr als der Bergfried mit ein paar Gebäuden auf einem uneinnehmbaren
Felskegel. Ein Burgvogt lebte dort mit ca. 30 Mann Besatzung; die Bauern brachten Abgaben als Gegenleistung für den gewährten Schutz. Ab 1350 setzte der wirtschaftliche Niedergang der Waldenburger ein, 1492 fiel deren Burg Scharfenstein an die Grafen von Einsiedel, die am Hof des sächsischen Herzogs Dienst leisteten, die Entwicklungen ihrer Zeit kannten und den zeitgemäßen Ausbau der alten Wehrburg betrieben.
Spätere Burggeschichte
Die Grafen von Einsiedel hielten Burg Scharfenstein, nachdem sie diese 1492 zu Lehen bekommen und bald darauf zu einem repräsentativen Grafensitz ausgebaut hatten, bis 1931 in ihrem Familienbesitz – also länger als ein halbes Jahrtausend! Die Familie stieg auf zu einem der einflussreichsten Adelsgeschlechter Sachsens, sie stellte Offiziere, Staats- und Hofbeamte. Mehrfach wurde die Linie geteilt – ihnen gehörte eine Vielzahl von Liegenschaften und Ländereien, die überall in Sachsen verstreut lagen. Insbesondere nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-48), in dessen Verlauf die Burg mehrfach geplündert wurde, zogen die Grafen von Einsiedel in die Machtzentren Dresden und Weimar, um mehr politischen Einfluss zu bekommen. Burg Scharfenstein hörte auf, Grafensitz zu sein. Auch als Wehrburg hatte sie bald ausgedient, obwohl sie noch im Siebenjährigen Krieg (1756-63) von durchziehenden Truppen belagert wurde. Burg Scharfenstein war jetzt eher vergleichbar mit einem Gutshof zur Verwaltung der zu ihr gehörenden Ländereien.
Historie
1168
Erste Silberfunde lösen die Besiedelung des Erzgebirges durch Bergleute aus.
um 1250
Bau der Burg Scharfenstein zur Absicherung der Silbertransporte.
1492
Burg Scharfenstein geht über in den Besitz der Grafen Einsiedel (bis 1931!).
1535
Bedeutsame Erneuerung und Ausbau der Burganlage.
1630
Das Renaissanceportal wird in Auftrag gegeben.
1762
Geburt des Wilddiebs und Volkshelden Karl Stülpner
1921
Brand der Burganlage, in den nächsten zwei Jahren Wiederaufbau nach historischem Vorbild.
1931
Der Industrielle Fritz Eulitz kauft die Burg, wird aber 1945 enteignet.
1945-89
Die DDR nutzt die Anlage zeitweise als Heim für schwer erziehbare Jungen.
1993-98
Komplettsanierung der Burg und Öffnung für den Besucherverkehr.